Archiv
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Kollaboration – Kooperation – Ko-Kreativität. Musikalische Gemeinschaftsarbeit in der Renaissance
Bd. 21 (2023)Herausgegeben von Nicole Schwindt.
Musik basiert auf einem breiten Spektrum beteiligter Akteure, deren Zusammenwirken erst das Endergebnis ermöglichen. Von der Erfindung bis zur Realisation werden die verschiedensten Zwischenetappen durchlaufen und involvieren unterschiedlich viele und teils sehr ungleich geartete Beiträge. Oft geht aber in der Präsentation der musikalischen Resultate das Bewusstsein für die Partizipation zahlreicher Individuen verloren oder wird unterdrückt. Für das 15. und 16. Jahrhundert wird diese Perspektive erst in jüngerer Zeit eingenommen, obwohl gerade die Musik der Renaissance an der Schwelle zwischen umfassender Anonymität und wachsender Autorzentrierung steht. Die Fallstudien des Bandes gehen auf einige Modi und Stationen von Zusammenwirken ein: auf Zuarbeiten musikfremder Gewerke bei festlichen Spektakeln, auf Eingriffe von Schreibern in das Musiknotat, auf Kompilatoren, die aus bestehender Musik neue Werke herstellen, auf Sänger, die Musik in der Gruppe ex tempore entstehen lassen, auf Komponisten, die explizit Werke miteinander schaffen.
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Das italienische Madrigal. Alfred Einsteins »Versuch einer Geschichte der italienischen Profanmusik im 16. Jahrhundert« und die Folgen
Bd. 20 (2022)Herausgegeben von Sebastian Bolz, Moritz Kelber und Katelijne Schiltz.
Seit der Erstpublikation in englischer Sprache im Jahr 1949 galt Alfred Einsteins The Italian Madrigal als Standardwerk zur Geschichte der Gattung. Aus dieser herausgehobenen Stellung ergeben sich für die Wissenschafts- und Fachgeschichte Fragen, denen der vorliegende Band als ›Re-Lektüre‹ nachgeht. Sie betreffen das Wesen des Buchs: Welchen historiographischen Prinzipien und methodischen Prämissen folgt Einstein, an welche Forschung kann er anschließen? Daran knüpfen sich Fragen nach seiner forschungsgeschichtlichen Bedeutung: Welchen Ort nimmt Einsteins Buch in der Musikwissenschaft der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein, wie verhält es sich zu seinen wissenschaftlichen ›Peers‹ – und welche Rolle kommt Einstein hinsichtlich Methodik und Zuschnitt langfristig zu? Wie verhalten sich seine Thesen und Befunde zu aktueller Forschung im Bereich der Frühen Neuzeit? Angeregt wird der Band von der Erstpublikation der deutschsprachigen Fassung von Das italienische Madrigal (München 2025, 10.5282/ubm/epub.128701), zu der er sich (auch) als Kommentar versteht.
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Josquin-Bilder im langen 20. Jahrhundert
Bd. 19 (2021)Herausgegeben von Klaus Pietschmann in Verbindung mit Michael Custodis.
Im Jubiläumsjahr des 500. Todestages von Josquin Desprez fragte das troja-Symposium nach verschiedenen zentralen Strömungen und Stationen der Beschäftigung mit dem inzwischen zweifellos besterforschten Komponisten der Jahrzehnte um 1500 im langen 20. Jahrhundert. Sie lassen sich einerseits als Voraussetzungen oder Auswirkungen eines im Umfeld des Nationalsozialismus ideologisch kontaminierten Geschichtsbildes lesen, andererseits bieten sie aber auch zusätzliche, davon unabhängige Kontextualisierungsoptionen. Kernanliegen der Beiträge dieses Bandes ist es, zentrale Stationen der Kanonisierung Josquins beginnend mit der bürgerlichen Musikgeschichtschreibung des 19. Jahrhunders bis in die Gegenwart hinein unter die Lupe zu nehmen.
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Maximilian I. (1459–1519) und Musik : Reale Präsenz vs. virtuelle Kommunikation
Bd. 18 (2019)Herausgegeben von Nicole Schwindt.
Der Band behandelt Maximilians Verhältnis zu Schriftlichkeit und ganz besonders zur Drucktechnologie. Das Spannungsfeld zwischen realer Präsenz und Absenz, Realität und Virtualität, unmittelbarer und medial vermittelter Kommunikation, welches dabei im Vordergrund steht, wird anhand musikalischer Phänomene diskutiert. Wie die 20 Beiträge des Kolloquiums für Renaissancemusik 2019 verstehen sich die 14 hier enthaltenen überarbeiteten und verschriftlichten Fassungen als Fallstudien, die diese antagonistischen Kräfte exemplarisch erkunden. Dabei steht die musikwissenschaftliche Perspektive zwar im Zentrum, aber die musikbezogenen Gegebenheiten spiegeln sich in den Verhältnissen, die aus der Perspektive anderer Disziplinen beleuchtet werden. Der abschließende freie Beitrag widmet sich zwei aufgefundenen vollständigen Stimmbüchern zum Liederbuch Peter Schöffers des Jüngeren von 1517, einem zentralen Musikdruck der maximilianischen Ära.
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(Re-)Constructing Renaissance Music : Perspectives from the Digital Humanities and Music Theory
Bd. 17 (2018)Herausgegeben von Klaus Pietschmann in Verbindung mit Laurent Pugin.
Der Band thematisiert zwei zentrale Bereiche der gegenwärtigen Renaissancemusikforschung: in der Hauptsache die Erfassung und Analyse größerer Werk- und Quellengruppen mit Hilfe digitaler Methoden sowie in drei weiteren Beträgen den Umgang mit fragmentarisch überlieferten Kompositionen des 15. und 16. Jahrhunderts. Neben ausführlichen Überblicksdarstellungen werden einzelne Forschungsprojekte wie das "Josquin Research Project", Online-Editionen wie die "Marenzio Online Digital Edition" oder Datenbanken wie das "Verzeichnis deutscher Musikfrühdrucke" oder das digitale "Verzeichnis der Werke Giovanni Pierluigi da Palestrinas" vorgestellt. Im zweiten Teil stehen Fragen der Rekonstruktion fehlender Stimmen und Techniken der improvisierenden Stimmenergänzung im Zentrum.